Ein zu beeinflussender Prädiktor für die postoperativen Ergebnisse
Der physiologische Stress einer Operation oder eines Traumas führt zu einem katabolen Zustand mit signifikant erhöhtem Protein- und Energiebedarf (postoperativer Hypermetabolismus). Ohne Intervention kann dies innerhalb weniger Tage zu einer Mangelernährung führen [1]. Wie schnell sich eine postoperative Mangelernährung bei einer bestimmten Person entwickelt, hängt u.a. von ihrem präoperativen Ernährungszustand, der Art und Komplexität des chirurgischen Eingriffs sowie dem Grad des postoperativen Hypermetabolismus und ihrer Fähigkeit zur Kalorienaufnahme ab.
Dementsprechend ist ein suboptimaler Ernährungsstatus ein in der Literatur gut beschriebener und starker unabhängiger Prädiktor für postoperative Komplikationen [2]. Konsequenzen wie eine erhöhte postoperative Sterblichkeit und Morbidität, sowie eine verlängerte stationäre Aufenthaltsdauer und erhöhte Komplikationsquoten [3,4] führen zu einer starken Belastung der Betroffenen und Angehörigen ebenso wie zu einer finanziellen Belastung des Gesundheitssystems. Dabei gehört der Ernährungsstatus zu den wenigen, bereits im Vorfeld vieler Operationen gezielt und in vielen Fällen ohne großen Aufwand beeinflussbaren Erfolgsfaktoren. Zu den weiteren in der Literatur beschriebenen Komplikationen infolge suboptimaler Ernährung gehören:
- höhere Infektionsraten [5,6],
- höheres Risiko von Dehiszenzen [10] sowie
- reduzierte Narbenqualität und suboptimales kosmetisches Ergebnis [8,9].
Gemäß der ESPEN-Guideline "Clinical Nutrition" wird präoperativ bei Patienten mit schwerwiegenden Ernährungsrisiken ein oraler oder enteraler Ernährungssupport über insgesamt 10 bis 14 Tage empfohlen [2].
Literatur
- [1] Babineau TJ, Borlase BC, Blackburn GL. Applied Total Parental Nutrition in the Critically Ill. In: Intensive Care Medicine, Rippe JM, Irwin RS, Alpert JS, Fink MP (Eds), Little, Brown and Co, Boston 1991. p.1675
- Ljungqvist O, Dardai E, Allison SP. Basics in clinical nutrition: perioperative nutrition. ESPEN, the European e-Journal of Clinical Nutrition and Metabolism. 2010;e93-6
- Weimann A, Braga M, Harsanyi L et al. ESPEN Guidelines on Enteral Nutrition: Surgery including organtransplantation. Clinical Nutrition 2006; 25: 224–244
- Gianotti L, Braga M, Nespoli L et al A randomized controlled trial of preoperative oral supplementation with a specialized diet in patients with gastrointestinal cancer. Gastroenterology 2002; 122: 1763–1770
- Windsor A, Braga M, Martindale R. Fit for surgery: an expert panel review on optimizing patients prior to surgery, with a particular focus on nutrition. 2004;2(6):315-9
- Martindale RG, McClave SA, Taylor B, Lawson CM. Perioperative nutrition: what is the current landscape? JPEN J Parenter Enteral Nutr. 2013;37(5 Suppl):5S-20S
- Ljungqvist O, Dardai E, Allison SP. Basics in clinical nutrition: perioperative nutrition. ESPEN, the European e-Journal of Clinical Nutrition and Metabolism. 2010;e93-6
- Skeie, Eli, Anne Mette Koch, Stig Harthug, Unni Fosse, Kari Sygnestveit, Roy Miodini Nilsen, and Randi J. Tangvik. "A positive association between nutritional risk and the incidence of surgical site infections: A hospital-based register study." PLoS ONE 13.5 (2018)
- Akoh CC, Orlow SJ. A Review of Vitamin D and Scarring: The Potential for New Therapeutics. J Drugs Dermatol. 2020 Jul 1;19(7):742-745
- Benbow M, Stevens J Exudate, infection and patient quality of life. Br J Nurs 19(20): S30–6 (2010)