Bei Patienten mit Wunden liegt ein erhöhter Proteinbedarf vor. Der Körper benötigt Proteine als Substratlieferanten für die Kollagensynthese, für das Immunsystem und für die Enzymaktivität und andere wichtige Stoffwechselvorgänge während der Wundheilung [1,2]. Zudem verliert der Körper über das Wundexsudat in einem erheblichen Maße Proteine [3,4].In einem Liter Wundexsudat sind bis zu 30 g Proteine in Form von Albuminen enthalten [3], bei exsudierenden Wunden kann es sogar zu einem Proteinverlust von 100 g pro Tag kommen [5].

Die Fachgesellschaften empfehlen bei einem vorliegenden Dekubitus und bei einem erhöhten Risiko für die Entstehung eines Dekubitus eine Proteinzufuhr von 1,25 bis 1,5 Gramm Protein/kg Körpergewicht bei Erwachsenen [6,7].

Ein erhöhter Proteinbedarf liegt somit generell bei der Wundheilung vor.

Zu einem stark erhöhten Proteinbedarf kommt es z. B. bei

  • sehr großen und tiefen Wunden (Wundfläche > 100 cm²)
  • Wunden, die stark exsudieren (Wundfläche > 25 cm² und starker Exsudation, die einen tgl. Verbandwechsel nötig machen)
  • Dekubiti des Grades IV nach EPUAP

Das Proteindefizit muss für eine erfolgreiche Wundheilung ausgeglichen werden. Wenn dies nicht in Form einer Ernährungsanpassung erfolgen kann, sollten dem Patienten proteinreiche Supplemente angeboten werden. Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion geboten. Diese benötigen eine spezielle Diät. Eine übermäßige Proteinzufuhr ist bei diesen Patienten kontraindiziert.

Sie können auch unseren praktischen Onlinerechner zur Abschätzung des Protein- und Energiebedarfs verwenden.

Literatur

  1. European Pressure Ulcer Advisory Panel, National Pressure Injury Advisory Panel, Pan Pacific Pressure Injury Alliance. Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide 2019.
  2. Weimann A, Breitenstein S, Breuer J, et al. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE, der DGCH, der DGAI und der DGAV: Klinische Ernährung in der Chirurgie. Aktuel Ernahrungsmed. 2013;38(06):e155-e197. doi:10.1055/s-0033-1359887
  3. Heseker H, Stehle P. Ernährung älterer Menschen in stationären Einrichtungen. 2008:157–204. Ernährungsbericht 2008.
  4. Dissemond J, Kröger K, Initiative Chronische Wunden (ICW) e.V., eds. Chronische Wunden: Diagnostik - Therapie - Versorgung. 1.th ed; 2020
  5. Harris CL, Fraser C. Malnutrition in the institutionalized elderly: the effects on wound healing. Ostomy Wound Manage. 2004;50(10):54–63
  6. Russell L. The importance of patients' nutritional status in wound healing. Br J Nurs. 2001;10(6 Suppl):S42, S44-9. doi:10.12968/bjon.2001.10.Sup1.5336